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Folge 1: Alexej Jawlensky, Russin, 1911

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Kennst du diese Frau schon? Vielleicht bist du ihr in der Kunsthalle schon einmal begegnet. Wenn du magst, kannst du diese Dame heute etwas näher kennen lernen. Komm mit, sie wartet bereits auf uns, denn sie ist in der Kunsthalle zuhause – immer!

Schau sie dir genau an.

KH_Kindermuseum_3_Anschauen Leider spricht sie ja nicht mit uns, aber findest du nicht auch, dass sie trotzdem viel über sich verrät? Wie wirkt sie auf dich? Was meinst du, wie alt ist sie? Wo wohnt sie? Hat sie einen Beruf? Und wie sieht wohl ein Tag in ihrem Leben aus? Hat sie etwas vor? Denk dir gerne weitere Fragen aus, auf die du Antworten findest.
Alle deine Ideen können die Grundlage für eine Geschichte sein. Schreib sie doch auf! Gerade können wir uns die Geschichten nicht in der Kunsthalle erzählen, aber du kannst deine Geschichte schicken und einige Texte können wir zum Lesen für alle hier platzieren.
Jetzt hast du dir die Frau schon sehr genau angeschaut, dieses gelbe Gesicht mit violetten Streifen, die großen farbigen Augen, die grünen Striche am Hals. Darüber hast du dich vielleicht auch schon gewundert. Der Maler – er hieß Alexej von Jawlensky –  hat diese Frau sicher nicht so gemalt, wie sie in Wirklichkeit ausgesehen hat. Niemand von uns hat doch so ein gelbes Gesicht mit violetten Streifen oder grüne Striche am Hals – außer zu Karneval vielleicht! Und warum hat er überhaupt auch so viele schwarze Ränder, Konturen, gemalt?

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Das wollen wir herausfinden: Mal doch mit deinen Buntstiften oder mit deinen Farben aus dem Tuschkasten einmal das Rot und das Violett direkt nebeneinander. Oder das Blau und das Rot. Wie sieht das aus? Und jetzt probiere das noch einmal aus und setze eine schwarze dicke Linie zwischen die Farben. Siehst du, wie sie jetzt leuchten? Denn Schwarz bringt jede Farbe zum Leuchten, wenn es der direkte Nachbar ist. So hat Jawlensky jede Farbe mit Schwarz umschlossen, so dass sie richtig strahlen kann. Ein anderer Trick, Farben zum Leuchten zu bringen, ist der, die Komplementärfarben nebeneinander zu setzen. Komplementärfarben – kompliziertes Wort, aber ganz einfach. Das sind die Farben, die sich in einem Farbkreis gegenüberliegen. Schau mal!

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Das bedeutet, wenn ein Rot direkt neben einem Grün liegt, strahlt es viel kräftiger. Ebenso ein Gelb neben einem Violett und natürlich ein Blau neben einem Orange. Probiere es ruhig auch einmal aus!
Und sind das nicht die Farben, die Jawlensky für sein Bild benutzt hat? Genau, er benutzt Rot, Gelb und Blau. Das sind die Grundfarben. Und Grün, Orange und Violett. Das sind die Mischfarben. Und Schwarz! Mit so wenigen Farben kann man ein so schönes Bild malen.

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Hier siehst du unsere Frau ohne Farben. Gestalte sie einmal mit anderen Farben, z.B. mit deinen Lieblingsfarben. Verändert sich die Frau? Und würdest du vielleicht jetzt eine andere Geschichte erzählen?

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Hättest du übrigens gedacht, dass das Bild schon über hundert Jahre alt ist? Jawlensky hat es 1911 mit Ölfarben auf einen Karton gemalt, der 54 x 49 cm groß ist. Viele Menschen denken, es könnte genauso gut jetzt gemalt worden sein. Jawlensky gehörte mit vielen Malerinnen und Malern aus Deutschland und der ganzen Welt in dieser Zeit zu einer Gruppe, die sie „Der Blaue Reiter“ genannt haben. Mit ihrem Gedankenpferd wollten sie alle Hürden überspringen. Denn ihre Bilder – knallbunt und gar nicht natürlich – und vor allem ihre Gedanken zur Kunst waren ziemlich ungewöhnlich und wie so oft, wenn etwas neu und unbekannt ist, mochten es viele Leute nicht. Die Künstlerinnen und Künstler waren sich sicher, dass sie auf dem richtigen Weg waren – und Recht hatten sie. So wie wir haben auch sie sich mit der Wirkung von Farbe sehr intensiv beschäftigt und ihnen sogar Gefühle oder Töne zugeschrieben. Der Künstler Wassily Kandinsky konnte sogar Farben hören. Was meinst du, wie ein Gelb klingt? Für ihn war es wie eine Trompete und ein Bild mit all seinen Farben war für ihn wie ein Musikstück, in dem alle Instrumente und die Töne gut zusammenpassen müssen. Für seinen Freund Franz Marc war das Gelb weich und wohlig. Wie wirken die Farben auf dich? Und welche Gefühle oder Klänge schreibst du den einzelnen Farben zu?

Wenn du mehr über diese Künstler wissen möchtest und Lust auf weitere Experimente hast, hier ein Buchtipp: Der Blaue Reiter für Kinder von Barbara Stieff, München 2008

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Und jetzt kannst du zum Abschluss noch ein eigenes Porträt anfertigen – so heißen Bilder, auf denen man nur den Kopf oder den Kopf mit einem Stückchen vom Oberkörper sieht. Du kannst dich selber zeichnen oder auch andere. Vielleicht deine Freunde, die du vermisst oder deine Großeltern. Überleg dir, was an den Personen besonders ist. Vielleicht eine große Nase oder buschige Augenbrauen? Oder vielleicht schaut sie immer besonders freundlich?
Auch hier haben wir einen Trick für dich, wie es leichter fällt, ein Gesicht zu zeichnen: Nimm ein DIN A 4 Blatt und lege es im Hochformat vor dich hin. Jetzt faltest du es einmal quer in der Mitte und hast zwei Hälften. Jede Hälfte faltest du jetzt noch einmal in der Mitte, sodass dein Blatt vier Fächer hat. Das untere faltest du noch einmal halb. Du hast jetzt drei gleich große Fächer und zwei schmale am unteren Blattrand. Leg das Blatt mit den beiden schmalen Flächen zu dir vor dich hin.
Jetzt kannst du ein großes Oval, den Kopf, über das ganze Blatt verteilt, zeichnen. Im oberen Fach liegt die Stirn und der Haaransatz, im zweiten Fach liegen die Augenbrauen, direkt über dem unteren Knick und unter dem Knick beginnen dann die Augen. Hier im dritten Feld kannst du die Ohren anfügen, sie ziehen sich übrigens über das gesamte Feld hin.
Die Nase kannst du jetzt ganz leicht auch in diesem Feld einfügen und du hast ja bei Jawlensky gesehen, dass sie manchmal nur ein Strich ist. Ach, die Nase ist übrigens so groß wie die Ohren. Im  nächsten Fach, dem ersten kleineren liegt der Mund und im untersten das Kinn.

Geschafft? Toll – dann könntest du jetzt ein farbiges Porträt gestalten, wenn du magst, indem du deine Zeichnung mit Buntstiften oder Tusche bearbeitest oder du startest noch einmal neu. Welche Farben wählst du für dein Porträt und den Menschen, den du darstellst. Wir sind gespannt!

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Bis zum nächsten Mal! Wir freuen uns auf dich!
Christiane
Matthias
Bildung und Vermittlung
T 0521-329995019 (Christiane Lutterkort)
T 0521-329995010 (Matthias Albrecht)

Abbildungen:

Alexej von Jawlensky, Russin, 1911, Öl auf Karton, 54 x 49 cm, Kunsthalle Bielefeld, Foto: Phlipp Ottendörfer

Zeichnungen: Vera Brüggemann, 2020, © Vera Brüggemann

Buchcover Der Blaue Reiter für Kinder © Prestel Verlag