Folge 5: Otto Freundlich und Henri Laurens
Zwei Skulpturen, die 1968 mit Eröffnung der Kunsthalle im Außenraum aufgestellt wurden, sind heute Thema in unserem Teens-Club: die „Komposition“ von Otto Freundlich (1878 – 1943) aus dem Jahr 1933 und „Le Matin (Der Morgen)“ von Henri Laurens (1885 – 1954) aus dem Jahr 1944. Sie stehen für den Neubeginn des Kunstlebens in Bielefeld nach dem Zweiten Weltkrieg, sind Mahnmal. Denn ihre Geschichte ist eng mit der nationalsozialistischen Diktatur verwoben. Aber beide Arbeiten sind auch wichtige Positionen in der Geschichte der Bildhauerei. Kommt mit auf diese kleine Zeitreise!
Otto Freundlich, Komposition, 1933, Bronze, 229 x 100 x 100 cm, Foto: Jürgen Rehrmann
Mit Otto Freundlich lernt ihr einen außergewöhnlich vielseitigen Künstler kennen: Er zeichnete und malte, schaffte Plastiken und Skulpturen, Glasfenster und Mosaike. Da er viele seiner Ideen zur Kunst aufschrieb, können wir bis heute Anteil an seinen philosophischen Gedanken haben. Als Kommunist und politisch aktiver Künstler setzte er sich für Gleichheit und Freiheit der Menschen ein, und die Kunst war für Freundlich eine universelle Sprache. Seine Bilder, die wir euch auch vorstellen, bestehen aus farbigen Facetten und Formen, die für den Künstler Ausdruck seines Ideals einer geeinten Gesellschaft sind. Viele individuelle Teile, die nicht durch Grenzen voneinander getrennt sind, bilden ein harmonisches Ganzes. In seiner Bildhauerei fand er ebenfalls zu abstrakten Formen, die für ihn zu Symbolen und Zeichen wurden.
2017 zeigte das Museum Ludwig in Köln in einer umfassenden Ausstellung den gesamten Kosmos des Künstlers Otto Freundlich. Nehmt euch ein paar Minuten Zeit und schaut euch diese beiden Videos an. Denn mit den Bildern vor Augen werdet ihr unsere Texte viel besser nachvollziehen können:
https://www.museum-ludwig.de/fr/mediathek/otto_freundlich_kosmischer_kommunismus
https://www.youtube.com/watch?v=04_Ut2g8rN8
Ist dir die Ähnlichkeit mancher Arbeiten von Otto Freundlich mit denen von Sonia Delaunay (siehe Kindermuseum, Folge 2) aufgefallen? Otto Freundlich war mit dem Ehepaar Robert und Sonia Delaunay befreundet, da zeigt man sich natürlich auch seine Werke und nimmt die eine oder andere Idee auf. Alle drei komponieren und konstruieren mit Farbflächen, ahmen keine Gegenstände nach. Es ist ein Spiel von Formen, geraden und gekrümmten Flächen, und Farbkontrasten.
Wenn du magst, arbeite doch auch wie sie. Als Malgrund kannst du ein stärkeres Papier, Pappe oder auch eine Leinwand nutzen. Du kannst mit dem Pinsel und Acrylfarben oder Wasserfarben, aber auch mit Wachsmalkreiden arbeiten.
Das Zusammenspiel der Farben auf seinen Bildern sah Otto Freundlich übrigens in einem Zusammenhang mit dem großen Ganzen. In der kommunistischen Gesellschaft, die sein Ziel war, sollte es keine Grenzen mehr geben zwischen Mensch und Mensch oder auch zwischen Mein und Dein, so wie zwischen den Farben auf seinen Bildern.
Ab 1908 lebte Freundlich überwiegend in Paris und war dort ebenso wie Henri Laurens mit vielen Künstler*innen der Avantgarde befreundet. Man traf sich, diskutierte, zeigte sich seine Arbeiten und inspirierte sich natürlich gegenseitig. So verwundert es nicht, dass Freundlich mit vielen Stilen der Moderne experimentiert hat. (Mit diesen Stilen, die wir unter dem Begriff Klassische Moderne zusammenfassen, beschäftigen wir uns in einer der nächsten Folgen des Teens-Clubs.)
Als der Künstler sich 1914 im Nordturm der Kathedrale von Chartres ein Atelier gemietet hatte, wurden die Glasfenster der Kirche für ihn zu einem Schlüsselerlebnis und beeinflussten seine Kunst nachhaltig. Zunächst in seinen Zeichnungen und seiner Malerei baute er die Bildfläche aus kleinen farbigen Segmenten auf, sehr streng und gradlinig, später auch in Mischformen aus gebogenen und geraden Linien. Er übertrug diese künstlerischen Prinzipien auch auf die angewandte Kunst und entwarf Mosaike, Glasmalereien und auch Teppiche.
Die Glasfenster der Kathedrale Notre-Dame in Chartres inspirieren Freundlich zur Gestaltung von Mosaiken und Glasfenstern. Aber auch in den leuchtenden Farben seiner Gemälde sind die Bezüge zur Glasmalerei deutlich zu erkennen. Schon in seinen Zeichnungen, die oft zur Vorbereitung der Gemälde dienen, legt er das Geflecht der Flächen genau fest.
Die Gemälde leben von den verschieden abgetönten farbigen Formen, den Rechtecken, Quadraten, Dreiecken…, von den Farbflächen, die direkt an einander gesetzt sind und sich so in ihrer Wirkung verstärken.
Heute zeigen wir dir, wie auch du solch ein Glasfenster gestalten kannst. Du benötigst dazu einen kleinen Rahmen.
Diesen zerlegst du, denn du benötigst zuerst nur die Scheibe (Glas/Plexiglas).
Auf dieser Scheibe malst du dein Bild. Dazu benötigst du Acrylfarben, die Grundfarben Rot, Gelb, Blau und Schwarz und Weiß reichen aus. Und natürlich benötigst du einen Pinsel.
Zeichne den Entwurf für dein Bild auf ein weißes Papier, in der Größe der Scheibe. Diese Vorzeichnung kannst du während des Malens unter die Scheibe legen. Die Farbflächen stehen dann später, wie bei Otto Freundlich, ohne trennende Linien direkt nebeneinander.
Und dann gibst du den aufgezeichneten Flächen jeweils eine Farbe. Die Farben setzt du direkt aneinander.
Lass die Farben gut trocknen, dann drehe die Scheibe um. Endlich kannst du die Scheibe/dein Bild wieder in den Rahmen setzen. Die unbemalte Seite der Scheibe zeigt dabei nach außen. Du wirst erstaunt sein, wie die Farben deines Bildes plötzlich strahlen!
Nun möchten wir aber auch ein Foto von deinem „Glasfenster“ sehen. Magst du uns eins schicken?
Neben Gemälden, Skulpturen, Glasfenstern schuf Otto Freundlich Mosaike. So auch das aus vielen hunderten von kleinen Steinen zusammengesetzte Mosaik „Geburt des Menschen“ (215 x 305 cm). Otto Freundlich schuf es 1919/20 für das Haus des Kunstsammlers Joseph Feinhals. Es hat den Krieg überstanden, und die Witwe von Feinhals schenkte es der Stadt Köln. So wurde es 1954 dort im Opernhaus installiert.
Die „Geburt des Menschen“ gilt als eines der eindrucksvollsten Werke von Freundlich. Das Mosaik wird dem Ende der ersten noch figürlich bestimmten Schaffensperiode des Künstlers zugeordnet, nimmt aber das abstrakte Spätwerk schon auf.
2017 wird dieses Mosaik zum ersten Mal im Rahmen einer Ausstellung mit weiteren Werken des Künstlers Otto Freundlich präsentiert. Dafür wird es von der Kölner Oper aus zum Museum Ludwig transportiert.
Im hier verlinkten Film kannst du verfolgen, mit wie viel Aufwand solch ein Transport verbunden ist.
Ein Mosaik kannst du übrigens auch mit Papieren legen. Dazu nimmst du farbige Seiten aus Zeitschriften. Diese Farbflächen zerschneidest du, so entstehen deine „Mosaiksteine“. Auf deinem Arbeitstisch wirst du nach einiger Zeit „Mosaiksteine“ in den verschiedensten Farben liegen haben. Und dann kannst du auf einem weißen oder auch schwarzen Papier mit Klebestift und deinen besonderen „Mosaiksteinen“ dein Mosaik legen und kleben.
Hier drei Fotos:
1. Seiten aus Zeitschriften
2. geschnittene Papier-Mosaiksteine
3. begonnenes Mosaik auf Papier
Erkennst du die Formen auf den folgenden zwei Fotos wieder? Auch das ist eine Möglichkeit, sich von Otto Freundlich inspirieren zu lassen und die Idee mit farbigem Papier umzusetzen.
Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, wurde die moderne Kunst als „entartet“ gebrandmarkt. Sie lehnten die moderne und abstrakte Kunst radikal ab, da sie nicht in ihr Weltbild passte. Das galt für Malerei, Bildhauerei, Literatur, das Schauspiel und die Musik. Hitlers Ideal war eine Kunst, die Volk und Führer diente: realistische Darstellungen von idealisierten vollkommenen Körpern, die auch seinem Rasseideal entsprachen. Malerei und Bildhauerei, die sich an der Klassik orientierten. In der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ wurden ab 1937 mehr als 600 Werke gezeigt. Sie wurden lächerlich gemacht, als von Geisteskranken geschaffen und der Ankauf dieser Werke für deutsche Museen als Verschwendung von Steuergeldern gedeutet. Die Arbeiten wurden aus den Museen gerissen und die betroffenen Künstler*innen wurden mit Berufsverbot belegt, viele von ihnen wurden verfolgt, verhaftet und auch umgebracht.
Wenn ihr mehr über die verfemten Künstler*innen, aber auch über die Kunst, die Hitler bevorzugte, wissen möchtet, könnt ihr hier sehr anschaulich mehr erfahren:
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/kunst-und-kultur/entartete-kunst.html
https://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/propaganda/kunst-und-kultur-1/
Otto Freundlich verkörperte all das, was bei den Nationalsozialisten Abneigung hervorrief: Er war ein avantgardistischer Künstler, arbeitete überwiegend abstrakt, war dem kommunistischen Gedankengut verbunden und er war Jude. Seine Werke wurden aus den Museen beschlagnahmt. Ab 1924 dauerhaft in Paris zu Hause, wurde Otto Freundlich nach der Flucht in die Pyrenäen 1943 verraten, verhaftet, in ein Vernichtungslager deportiert und dort ermordet.
Otto Freundlich, Großer Kopf („Der neue Mensch“), Cover des Ausstellungsführers zu Entartete Kunst, 1937.
Traurige Berühmtheit erlangte der Künstler mit seiner Arbeit „Der Große Kopf“ von 1912, die heute nicht mehr existiert. Dieser Kopf war auf dem Cover des Katalogs zu der Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 abgebildet und die Skulptur wurde in der Wanderausstellung zentral präsentiert. Sie verschwand während der Reise durch Deutschland und wurde durch eine Kopie ersetzt. Für Otto Freundlich, der sich bereits ab 1910 mit Kopfskulpturen und Zeichnungen beschäftigt hatte, stand diese 139 cm große Arbeit für den geistigen Neubeginn vor dem ersten Weltkrieg.
Unsere Komposition entstand in eben dem Jahr der Machtübernahme 1933. Sie besteht aus großen massigen Formen verschiedener Art: aus blockhaften, dann langgestreckten und auch pyramidenförmigen Formen. Sie sind auf einer quadratischen Grundplatte scheinbar willkürlich zusammengestellt, aneinandergerückt und übereinandergetürmt. Zum einen wirkt die Skulptur nicht statisch. Da balancieren die massigen Formen übereinander, manche scheinen zu schweben. Andererseits wirkt die Arbeit massiv und schwer, so dass beide Facetten in ihr vereint sind. Wenn ihr einmal um die Skulptur herumwandert, werdet ihr aber auch erleben, dass die Formen sich zu bewegen scheinen, lebendig wirken, sie scheinen sich zu biegen, zu strecken.
Die einzelnen Formen bilden keine Gegenstände ab. Im Schritt zur Abstraktion sah der Künstler eine für die Kunst notwendige Entwicklung vom Individuellen und Subjektiven hin zum Allgemeinen und Objektiven. So finden sich in dieser Skulptur künstlerische Prinzipien Otto Freundlichs aus den Bereichen der Malerei und auch der Glaskunst wieder: Einzelne Teile fügen sich zu einem harmonischen Ganzen zusammen, fließen und verschmelzen ohne Grenzen. Die Vereinigung von Gegensätzen lässt Neues entstehen. Formen, die nicht als Figuration gelesen werden können, sondern als Symbole stehen.
Für Otto Freundlich war die Kunst ein Weg zu einem friedlichen gleichberechtigten Miteinander der Menschen. Ein Projekt, das er nicht vollenden konnte, war die „Straße der Skulpturen“, die Europa von Ost nach West und von Nord nach Süd verbinden sollte. Für ihn ein Weg der Brüderlichkeit, eine Straße des Friedens.
Diese Idee haben Künstler aufgenommen und arbeiten an der Umsetzung, aber das geht nur langsam. So heißt auch dieser Beitrag:
https://www.youtube.com/watch?v=-YuQCB2piRg
Die Skulptur „Le Matin“ (Der Morgen) ist eine weitere Skulptur, die bei Eröffnung der Kunsthalle im Außenraum aufgestellt wird. Auch Henri Laurens, der in Paris lebte, war mit vielen Künstlern der Avantgarde befreundet. Die Ideen, die Pablo Picasso (1881 – 1973) und George Braque (1882 – 1963) für den Kubismus in der Malerei entwickelt haben, übertrug er auf die Skulptur. Zersplitterung von Motiven, Zerlegung von Formen und ein neues Zusammenfügen und Aufbauen bestimmten seine Arbeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Unsere Skulptur ist dem Spätwerk des Künstlers zuzurechnen, bei dem er wieder zur menschlichen Figur zurückgekehrte.
Henri Laurens, Le Matin (Der Morgen), 1944, Bronze, 117,5 x 78 x 117 cm, Foto: Jürgen Rehrmann
Eine große voluminöse knieende weibliche Gestalt versucht aufzustehen. Dieser Eindruck vermittelt sich uns beim ersten Betrachten der Skulptur, die an der langen Wand zum Skulpturenpark links von der Kunsthalle steht. Ihr linker Unterschenkel liegt noch angewinkelt, waagerecht auf dem Boden, während beim rechten Bein der Fuß schon aufgestellt ist. Der Oberkörper der Figur ist aufgerichtet, aber ihr Kopf ist nach unten geneigt. Die eigentlich zu eng geformte Partie des Hals-, Kopf- und Brustbereichs scheint nicht zu dem übrigen Körper zu passen. Ihre angewinkelten Arme scheint die Figur über den Kopf heben zu wollen. Möchte sie Schwung holen, um sich zu erheben? Oder ist sie eher unschlüssig? An den Brüsten und Rundungen erkennen wir, dass es sich bei der Figur um eine Frau handelt, obwohl sie keine natürlichen Züge trägt.
Henri Laurens stellt die weibliche Figur in den Mittelpunkt seiner Arbeiten, die Stehende, die Liegende, die Sitzende. Seine Figuren zeichnen sich aus durch gerundete, voluminöse Körper, dabei sind Laurens auch die Leerräume, die Höhlungen und Durchblicke wichtig. Nicht immer beachtet er die menschlichen Proportionen.
Otto Freundlichs plastische Arbeiten variieren von starker Vereinfachung bis hin zur Abstraktion. Ein wichtiges Thema ist der „Kopf“. Titel seiner Werke ist, wie auch bei seiner Arbeit in unserem Skulpturenpark, häufig einfach „Komposition“.
Wie magst du arbeiten, figürlich oder abstrakt? Und mit welchem Material?
Da bietet sich die Arbeit mit Ton, einer Modelliermasse oder mit Knete an.
Möglich ist aber auch ein Aufbau aus Zeitungspapier, Draht, Klebeband und das Umhüllen mit Gipsbinden. Schau dir dazu einmal die Folge 6: Auguste Rodin im Kindermuseum an. Die Technik wird dort genauer beschrieben.
An der Abbildung der Natur hatte Henri Laurens kein Interesse. Seit den 1920er-Jahren hatte er sich von seinen frühen kubistisch-zergliederten Skulpturen entfernt. Dynamisch-voluminöse Figurationen, bei denen die Bewegung zugunsten der Monumentalität zurückgestellt ist, bilden seither den Schwerpunkt seiner Arbeit. Dabei ist es Laurens wichtig, gefühlshaften Regungen nachzuspüren, gefühlshafte Erlebnisse darzustellen. Ohne Rücksicht auf die menschliche Anatomie oder Proportionen entstehen üppige deformierte Figuren, die aber niemals abstoßend, sondern immer ansprechend wirken. Beeinflusst wurde Laurens, der übrigens nur eine männliche Skulptur, den „Amphion“, geschaffen hat, hier von den schweren, in sich ruhenden Frauenfiguren des Bildhauers Aristide Maillol (1881 – 1944). Auch dieser verzichtete auf individuelle Züge und konzentrierte sich auf eine harmonische Ausgewogenheit seiner Figuren.
Hier könnt ihr weitere Figuren aus dem Spätwerk von Henri Laurens erleben: https://www.youtube.com/watch?v=7t2Guw57eaI
Was verbindet ihr mit dem Morgen? Vielleicht noch einmal innehalten, sich im Bett noch einmal räkeln und den Tag, der vor euch liegt, überdenken? Also ein Zustand von Wachsein, aber irgendwie noch nicht aktiv? Aber eure Aktivität liegt schon in der Luft, ist schon spürbar.
Waagerechte Linien vermitteln Passivität, Trägheit und Schwere, senkrechte Aktivität und Dynamik, die durch Diagonale gesteigert werden können. Genau dieser Gegensatz zeigt sich besonders deutlich in der Brust-, Hals- und Kopfpartie der Skulptur.
Aber schaut einmal auf das Entstehungsdatum! In der Bronze Le Matin (Der Morgen) verarbeitete Laurens das mit der Besatzung durch die Deutschen verbundene erdrückende Leid. So mussten viele seiner Freunde Paris verlassen und kehrten zum Teil nie wieder zurück.
1944 konnte Frankreich zu Selbstbestimmung, zu freiem Handeln zurückkehren, nachdem die deutschen Truppen das Land verlassen hatten.
So sind die beiden Skulpturen „Komposition“ und „Le Matin“ sehr wohl auch in dem Kontext der deutschen Nachkriegsgeschichte zu lesen und setzen ein Zeichen: Hier ist ein Ort, an dem die verfemte Kunst wieder einen Platz findet. Einen Platz, an dem Besucher*innen sich mit einer Kunst auseinandersetzen können, die Mahnmal und Denkanstoß ist.
Schaut man sich die Biografie des Gründungsdirektors der Bielefelder Kunsthalle, Joachim Wolfgang von Moltke (1909 – 2002) an, wird dieser Aspekt seiner Arbeit noch deutlicher. Aufklärung, Gespräche und Diskussionen waren ihm wichtige Anliegen. Sein Bruder Helmuth James von Moltke (1907 – 1945) begründete mit weiteren Widerstandskämpfern den Kreisauer Kreis, der Ideen und Pläne für ein neues Europa nach dem Ende des Krieges und dem Nationalsozialismus entwickelte. Er wurde im Januar 1945 von den Nationalsozialisten hingerichtet.
Der Kreisauer Kreis ist übrigens auch heute noch aktiv und setzt sich für eine europäische Verständigung durch aktive Auseinandersetzung mit Geschichte von Widerstand und Opposition im 20. Jahrhundert ein und schreibt soziale und ökologische Projekte aus. Dabei steht die Einbeziehung und Teilhabe von Menschen unterschiedlicher sozialer, nationaler und ethnischer Zugehörigkeit, aller Altersgruppen, aller Geschlechter, politischer Überzeugungen, sexueller Orientierungen und mit unterschiedlichen Einschränkungen im Vordergrund. Mehr Informationen darüber erhaltet ihr hier: https://www.kreisau.de/ueber-uns/leitbild/.
Und wer weiß, vielleicht wird Kreisau das Ziel einer Klassenreise oder der Ort eines freiwilligen Jahres für euch?
Mit dieser Folge verabschieden wir uns für kurze Zeit von euch, denn wir machen Ferien! Hurra! Mitte August sind wir dann mit einer neuen Folge zurück. Darauf freuen wir uns schon! Berichtet doch einmal aus euren Ferien!
Herzlich grüßen euch Karola, Matthias und Christiane